Hamburgermenü          
    
          Lupe

Kunst und Kultur, Geschichte

»Ein Koffer voll Hoffnung«, neue Broschüre vom Kreis Gütersloh, Grafiker wirft dem Kreisarchivar Diebstahl Geistigen Eigentums vor

Der Kreis Gütersloh hat eine Broschüre mit dem Titel »Ein Koffer voll Hoffnung« herausgebracht.

»Ein Koffer voll Hoffnung«, neue Broschüre vom Kreis Gütersloh, Grafiker wirft dem Kreisarchivar Diebstahl Geistigen Eigentums vorZoom Button

Aktuelle Broschüre (links), Buch von 2013 (rechts), die Bildrechte liegen beim Verfasser der Pressemitteilung, Bild Download …

»Ein Koffer voll Hoffnung«, neue Broschüre vom Kreis Gütersloh, Grafiker wirft dem Kreisarchivar Diebstahl Geistigen Eigentums vor

Gütersloh, März 2023

Der Kreis Gütersloh hat eine Broschüre mit dem Titel »Ein Koffer voll Hoffnung« herausgebracht. Unter demselben Titel hatte es im Stadtmuseum Gütersloh und an weiteren Orten im Kreis Gütersloh eine Ausstellung gegeben, die sich mit Gütersloher »Gastarbeitern« beschäftigt, die in den 70ern mit einem »Koffer voll Hoffnung« nach Gütersloh gekommen waren. Auf Ausstellungstafeln werden ihre #Geschichten erzählt – sowohl vor der »Arbeitsmigration« als auch danach. Viele der »Gastarbeiter« sind heute bekannt, wie etwa Güterslohs »Singender Pizzabäcker« Gino Badagliacca, dessen Pizzeria sich heute noch in der Spiekergasse befindet und bei den Gütslern beliebt ist, die Künstlerin Serpil Neuhaus, die heute eine eigene Kunstgalerie an der Hohenzollernstraße betreibt (Serpil Neuhaus Galerie) oder Roman Doblado, der »Größte Real Madrid Fan der Welt«, mehr

Wenn man sich darauf einlässt, kann man bewegende Geschichten entdecken, die abseits der politischen Entscheidung von damals, »Gastarbeiter« anzuwerben, die menschliche Seite des Thema beleuchten.

Die Recherche des Projekts lag in den Händen der Arbeitsgemeinschaft der Archive im Kreis Gütersloh, während die Formfassung in den Händen von Dr. Rolf Westheider lag, dem damaligen Leiter des Stadtmuseums Gütersloh. Er hatte zur Ausstellung im Stadtmuseum ansprechende Ausstellungsvitrinen zusammengestellt. In enger Zusammenarbeit mit ihm hat Christian Schröter die Ausstellungstafeln, ein grafisches Konzept und begleitende Medien wie Broschüren, Banner und ein Buch realisiert, das auf den Einleitungstafeln der Ausstellung erwähnt wird: »Als Gestalter der Sonderausstellung konnte Christian Schröter aus Gütersloh gewonnen werden, dem für die Herausgabe dieser Broschüre herzlich zu danken ist. Die Sonderausstellung und das Buch wären jedoch nicht entstanden ohne das aktive Mitwirken der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, der Archivarinnen und Archivaren im Kreis Gütersloh sowie der vielen anderen am Projekt beteiligten Menschen«, heißt es dort.

»Ich betrachte die Nutzung meines Designs als Diebstahl Geistigen Eigentums und habe deshalb bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld Strafantrag wegen des Verdachts auf Plagiat gestellt. Die Idee wurde zweifellos übernommen. Ich bemängele vor allem, dass ich nicht angesprochen wurde, noch nicht einmal eine Anfrage erhalten habe, und dass seitens des Kreises nicht auf meinen Standpunkt eingegangen wird. Zumal ich das Projekt damals mit Enthusiasmus und Idealismus weitestgehend pro bono realisiert habe. Der Kreisarchivar ließ sich mit einer Antwort auf meine Rückfragen wegen des Plagiats Zeit und warf mir einen ›scharfen Tonfall‹ vor – selbst wenn das so wäre, wäre das etwa schlimmer als das Plagiat? Ebenfalls empfinde ich seine Ansprache als belehrend und herablassend. Auf einen Vergleichsantrag über einen Schadensersatz, den ich der Gütersloher Suppenküche und der Parkinsonstiftung ›Yuvedo Foundation‹ des Gütersloher Anwalts Dr. jur. Jörg Karenfort, der selbst an Parkinson erkrankt ist und als führender Anwalt und Seniorpartner der internationalen Wirtschaftskanzlei Dentons in Berlin tätig ist – übrigens ein alter Schulkamerad von mir – spenden will, wurde nicht eingegangen. Vielmehr hat mich der Kreisarchivar herabgewürdigt, indem er mir schrieb, ich sei seinerzeit mit der ›Farbgestaltung‹ beauftragt worden und von dem Buch, das ich verlegt habe, wisse er nichts. Die Wahrheit ist: Das Buch wird wie zitiert schon auf den Einleitungstafeln der Ausstellung erwähnt, ebenso, dass ich die Gestaltung übernommen habe. In Wahrheit wurden mir damals einfach (digitale) Ordner mit Bildern und Texten vorgegeben, aus denen ich alles kreiert habe. Auch weitere grafische Grundideen wurden in der aktuellen Broschüre ungefragt übernommen«, so Christian Schröter.

Die vorliegende Broschüre wurde von einer unbekannten Agentur realisiert, auf deren Homepage keinerlei Inhalte sind, und hinter der offenbar der damalige Gestalter des mittlerweile eingestellten Magazins »GTEXTRA« steckt. Von einer Ausschreibung des Projekts ist der Redaktion nichts bekannt.

»Statt eine neue Broschüre aufzulegen, hätte man gegebenenfalls das Buch überarbeiten oder aktualisieren können, und hätte dann etwas würdevolleres in der Hand als einen schlichten Prospekt. Aber ich wurde – wie gesagt – noch nicht einmal angesprochen. Auf das Design der Broschüre will ich vorerst nicht eingehen, ich kann lediglich sagen, dass das Ursprungsdesign reiflich durchdacht ist und die etwas gedeckten, seriösen Farben und die klassischen Schriftarten nicht ohne Grund gewählt wurden«, so der 54 Jährige. »Dieses Verhalten ist für mich inakzeptabel und zeigt beispielhaft den eklektischen Zerfall, den wir seit Ausbruch der Coronapandemie erleben. Ich hoffe dennoch auf einen Interessensausgleich.« Die Ausstellung ist bei Gütsel Online als Virtuelle Ausstellung verfügbar, das Buch ist bei Amazon erhältlich und kann beim Verlag und über den Buchhandel bezogen werden.